Stellen Sie sich vor, Dietwulf Baatz ist tot!
Sie wissen nicht, wer Dietwulf Baatz war? Da geht es Ihnen wie mir, ich wußte es auch nicht.
Er war lt. Wikipedia ein „provinzialrömischer Archäologe“ und in dieser Eigenschaft für die breite Masse sicherlich eher wenig interessant. Aber: es gibt einen Wikipedia-Artikel über ihn. Es muß also Leute geben, die sein Leben und Wirken sehr wohl mit einigem Interesse verfolgt haben. Denn, die Vermutung liegt nahe, den Artikel über sich wird er kaum selbst geschrieben haben. Zumindest die Nachricht seines Todes kann er wohl nicht selbst ergänzt haben.
Er erreichte das gesegnete Alter von 93 Jahren, so daß unsere Trauer sich guten Gewissens im Rahmen halten kann. Und vorher widmete er sich dem Ausgraben römischer Siedlungen und Lager.
Ich habe mich ja schon oft gefragt, woher ein Archäologe im voraus weiß, welche Art von Ausgrabungen da in der Erde auf ihn wartet. Wenn ich mich, wie Herr Baatz, auf ein bestimmtes Thema der Menschheitsgeschichte spezialisiert habe, muß ich ja doch davon ausgehen, daß ich, wenn ich nach Überbleibseln der Römer buddele, vielleicht auch mal den Schädel eines Homo erectus finde. Und dann? Wirft man den dann beiseite, weil es nicht die erhoffte römische Keramik mit dem Rautenmuster in blau ist? Und was bedeutet das für die Urzeitforschung generell?
Wahrscheinlich sehe ich das alles viel zu naiv und kann in meiner Ahnungslosigkeit das methodische Vorgehen seriöser Archäologen nicht begreifen.
Aber wieso mir die Nachricht vom Ableben eines Dietwulf Baatz überbracht wird, verstehe ich auch nicht. Herr Baatz dürfte bei der durchschnittlichen Leserschaft der Wikipedia in etwa so bekannt sein wie Fritz Neugebauer (Abb. ähnlich) aus der Schildergasse in Niederoberdorf. Auch wenn der in seinem Ort möglicherweise für sein hochfeines Plundergebäck richtig berühmt war.