Eine meiner schlechteren Eigenschaften ist mein Schnarchen. Und nicht nur so ein bißchen. Nein, ich schnarche wie ein dauerbesoffener Bauarbeiter, und das jede Nacht und bei jedem Atemzug. Oft ist es so stark, daß ich zeitweise gar nicht mehr atme, weil meine Atemwege komplett verschlossen sind. Meiner Frau habe ich deswegen schon öfter angeboten, getrennte Schlafzimmer einzurichten, aber das lehnt sie ab.
Ich war deswegen natürlich auch schon beim Facharzt. Aber der, nämlich der HNO-Arzt, machte nur ein Schlaflabor, stellte dabei fest, daß meine Atemaussetzer ja gar nicht sooo häufig seien, und ich solle einfach ein bißchen abnehmen. Mehr, als eine Diät zu empfehlen, fiel ihm offenbar nicht ein. Daß ich dauermüde bin, weil ich nie erholsam schlafe, und daß meine Ehe in Gefahr ist, war ihm egal.
Deswegen habe ich jetzt darüber nachgedacht, eine zweite Meinung einzuholen und es ggf. mit so einem Atemgerät zu versuchen, die man immer mal wieder sieht, wenn man im Netz zum Thema forscht. Und genau dieses Forschen im Netz mache ich jetzt dafür verantwortlich, daß mir bei Facebook Werbung angezeigt wurde für ein Anti-Schnarch-Device, das mit der ersten Anwendung schon Besserung bringen soll. Ich habe mir das Wirkprinzip, das in der Werbung beschrieben wurde, genau durchgelesen und war irgendwie direkt beeindruckt. Das kleine, ovale Gerät wird unters Kinn geklebt und sendet, so die Beschreibung, sobald es bemerkt, daß die Rachenmuskeln erschlaffen und die Atemwege dabei sind, sich zu verschließen, elektrische Impulse aus, die die Muskeln anregen, sich wieder anzuspannen und so den Weg wieder freizugeben.
Und obwohl ich ja eigentlich „Lernen durch Schmerz“ schon durch habe, nachdem ich vor einiger Zeit diese Pappschlappen aus dem Internet geliefert bekommen habe, zuckte mein Finger Richtung Bestellknopf. Och, dachte ich, im schlimmsten Fall ist das Geld halt weg. (Allzu teuer war das Ding nicht.) Gelernt habe ich also aus meinem o. g. Schmerz offenbar noch nicht genug.
Als die Bestellbestätigung und später die Versandbestätigung kamen, die mir zusicherte, daß mein AntiSchnarchDevice jetzt gerade über den Yangtse kiang in Richtung Westen verschifft wurde und sicher vor Weihnachten noch Polen erreicht haben würde, stieg neuer Schmerz in mir auf, und ich buchte den autorisierten Betrag X schon um auf mein Verlustkonto.
Aber! Jetzt kommt das große ABER! Mein „Schnarchfrei Pro“, wie es genau heißt, war drei Tage später in der Post! Vorsichtig packte ich es aus und staunte, als ich es in der Hand hielt, wie wenig es nach China-Plastik stank, und wie wertig es wirkte.
Und nun habe ich es schon fünf Nächte lang im Einsatz. Meine Frau bescheinigt mir jeden Morgen, daß ich zwar nicht völlig schnarchfrei bin, aber daß mein Schnarchen sehr viel leiser sei, nicht so anhaltend und immer mal wieder völlig aufhört.
Ich bin also sehr glücklich mit meinem neuen kleinen Freund! Nur wenn ich nachts aufstehe, um einen Schluck Wasser zu trinken, fängt der kleine Kerl ebenfalls an, seine Impulse auszusenden, und dann kneift das ganz schön ins Kinn, wenn sich mein Rachen beim Schlucken dem Befehl aus China, sich wieder zu öffnen, einfach widersetzt.