„Verblüffend: Diese Socken verändern das Leben von Senioren“. Diese Perle aus der Welt der Werbung lächelt mir heute auf web.de entgegen.
Ich kann Ihnen auch sagen, weshalb ich diese Werbung für eine solche Kostbarkeit halte. Die Socken, die da im Teaser gezeigt werden, werden nämlich in der ersten Sequenz von einer Frau angezogen, die höchstens Mitte 40 ist, und im weiteren Verlauf sieht man die straffen Beine einer jungen, schlanken Frau, die gerade dabei ist, sich diese wundertollen Stützstrümpfe (zumindest vermute ich, daß es um solche geht) überzustreifen.
Es kann natürlich sein, daß die gezeigten Beine die einer Seniorin sein sollen, deren Leben derart verändert werden konnte, daß sie jugendlich-straffe Beine mit glatter, junger Haut zurückerhalten hat. Aber das halte ich für unwahrscheinlich.
Für viel wahrscheinlicher halte ich es, daß die Werbetreibenden sich wieder einmal dem allgemeinen Irrglauben hingegeben haben, daß Werbung nur dann funktioniert, wenn junge Menschen darin zu sehen sind. Zielgruppenorientierung ist nach wie vor nicht die Stärke von vielen Werbeagenturen - wobei ich mich schon frage, wie es so weit kommen konnte, daß es bei dieser sogar so schlecht darum bestellt ist, daß sie den offensichtlichsten Widerspruch zwischen Werbetitel und Werbeinhalt nicht sehen kann.
Ich bin altersmäßig kurz davor, zur Zielgruppe einer Werbung für Stützstrümpfe zu gehören. Wenn ich diese Werbung hier sehe, weiß ich jedoch sofort und ganz genau, daß ich das angepriesene Produkt nicht kaufen würde. Denn wenn da junge, straffe Beine gezeigt werden, die total easy und ohne Mühe in die Strümpfe schlüpfen, gehe ich doch gleich davon aus, daß diese „Wundersocken“ mit den dicken, aufgeschwemmten Beinen einer von Wassereinlagerungen geplagten Seniorin nie im Leben fertig werden.
Ich bin mir bewußt, naturgemäß in so vielen Themen und Dingen keine Expertin zu sein, daß es mich wirklich tief erschüttert, wie viele Dinge auch für mich so offensichtlich Bullshit sind, wo sie doch eigentlich von angeblichen Fachkompetenzträgern fabriziert wurden. Wahrscheinlich muß man halt die Betonung auf das „angeblich“ legen, denn uns gehen ja ganz offenbar tatsächlich eher schnell als langsam die Fachkräfte aus.