Frau Schletterer singt nicht mehr

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Ja
Von Mitarbeiter:innen für Mitarbeiter:innen
17.01.2023 09:56

In unserer Firma erscheint mehr oder weniger regelmäßig eine Mitarbeiterzeitschrift – von Mitarbeiter:innen für Mitarbeiter:innen sozusagen.
(Bemerkenswert finde ich, daß – wie oben angedeutet – auf das Gendern in dieser Publikation großer Wert gelegt wird, daß alle, einschließlich die Macher(:innen) des Magazins, aber immer von einer „Mitarbeiterzeitschrift“ reden und dabei nicht bemerken, daß sie damit inkonsequent handeln. In diesem Blog-Eintrag will ich darauf zwar eigentlich gar nicht hinaus, wenngleich die Genderei etwas ist, das mich ja grundsätzlich stört und mir daher natürlich auch in dieser Zeitschrift auf die Nerven geht. Aber diese Inkonsequenz "erlaubt" es mir wenigstens, das Blatt ungestraft und mit dem Segen der Macher als „Mitarbeiterzeitschrift“ zu bezeichnen.)
Unser Mitarbeiter-Magazin wird von drei zentralen Stellen unseres Hauses verantwortet: unserem Qualitätsmanagement, unserem Beschwerdemanagement und unserem innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement. Bei so viel geballtem Management sollte man meinen, daß was Gutes dabei herauskommt.
Tut es auch. Von den drei Bereichen ist immer je ein fachkundiger Beitrag vorhanden, sie bringen sich also immer selbst mit ein. Sogenannte „Gastbeiträge“ runden das Gesamtangebot dann ab. Bedeutet: nicht dem zentralen Gremium angehörende Personen dürfen auch eigene Artikel einreichen.
Allerdings dürfen die, bittschön, nicht überhand nehmen. „Von Mitarbeitern für Mitarbeiter“ (wobei ich zugebe, daß dies nicht das offizielle Motto ist, obwohl eine Mitarbeiterzeitschrift ja üblicherweise auf diese Weise entsteht) bedeutet keineswegs, daß die Redaktion sich über möglichst viel Mitarbeit freut. Gezielt werden ein bis zwei Beiträge angefragt, die dann auch, wenn man Glück hat, beide veröffentlicht werden. Daß die entsprechenden Autoren als „Gastautoren“ bezeichnet werden, ist aber symptomatisch. Ein „Einmischen“ von nicht zu den Machern gehörenden Personen ist offenbar nicht so umfangreich erwünscht, wie im Vorwort jeweils suggeriert. Dort wird man nämlich immer allgemein aufgefordert, an der Zeitschrift mitzuwirken – wenn man das dann eigeninitiativ tut, ist die Freude allerdings nicht so groß, wie man das als „Gastautor“ vielleicht erwarten dürfte. Und Obacht ist auch geboten bei der Länge der Texte, die man einzureichen gedenkt. Denn, so die Redaktion, allzu langen Leseaufwand dürfen die Berichte nicht erfordern. Schließlich wolle man ja erreichen, daß jeder alle Texte liest, und das ließe sich nach Redaktionsmeinung vor allem dadurch bewerkstelligen, daß die Artikel kurz und knapp sind. Und deswegen wird schon auch mal eingekürzt, ob das für den jeweiligen Beitrag sinnvoll ist oder nicht. (Ich bin ja der naiven Meinung, ein Artikel wird vor allem dann von vielen gelesen, wenn die Leserschaft sich für sein Thema interessiert, sei er kurz oder lang. Aber was weiß ich denn schon vom Leben…) 
Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis dem Beschwerdemanagement und dem Qualitätsmanagement die Themen ausgehen, denn die beiden Fachgebiete sind ja keineswegs unerschöpflich. Wird die Redaktion dann Gasttexte freudiger annehmen? Oder wird das Magazin dann einfach mangels Beitragspotential eingestampft? Dann wäre der Leseaufwand auf jeden Fall maximal minimiert.

 

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