Lesen Sie regelmäßig Stellenausschreibungen? Ihres eigenen Arbeitgebers oder die von anderen?
Dann ist Ihnen vielleicht nicht nur schon das allzu Offensichtliche aufgefallen, nämlich daß vor allem jüngere Arbeitnehmer angesprochen werden („wir suchen DICH für unser junges, dynamisches Team“, „…mit viel Entwicklungspotential und Karrierechancen…“, „gerne mit etwas Berufserfahrung“, „starte jetzt durch und gib deiner Karriere den ersten Antritt“…), sondern auch der Umstand, daß offenbar jede Firma dasselbe zu bieten hat: „Aufgabe mit Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeit“, „Kollegiales Team mit gutem Zusammenhalt“, „Ein den Anforderungen angemessenes Gehalt“ und nicht zu vergessen: ein "Tätigkeitsfeld mit SPANNENDEN Aufgaben"!
Die „spannenden Aufgaben“ dürfen in keiner Stellenausschreibung fehlen! Und ich kann nur raten: Vorsicht ist geboten! „Spannende Aufgaben“ bedeuten nichts anderes, als daß eher öfter als seltener alles drunter und drüber geht, keiner einem sagen kann, in welche Richtung sich das nächste Projekt entwickeln soll bzw. wird, ob Termine eingehalten werden, und wer – falls nicht – dafür verantwortlich gemacht wird, und daß niemand im Vorfeld weiß, ob die eigenen Kenntnisse für diese „spannenden Aufgaben“ geeignet sein werden. „Spannende Aufgaben“ versprechen nichts mehr und nichts weniger als tatsächlich jede Menge Spannung – zwischen den beteiligten Kollegen, den beteiligten Firmen, zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer – und einen dauerhaften Anstieg des Blutdrucks.
Jeder, der in einer Stellenausschreibung spannende Aufgaben verspricht, wähnt sich in der Sicherheit, damit die ausgeschriebene Stelle besonders attraktiv erscheinen zu lassen. Gut, das mag recht oft gelingen, und wer eine Stelle hat ergattern können, wirft bei den ersten „spannenden Momenten“ vermutlich auch nicht gleich die Flinte ins Korn. Je älter und erfahrener eine Person mit spannendem Tätigkeitsfeld aber wird, umso mehr wird sie die Alarmglocken läuten hören, wenn es das nächste Mal gilt, in einem spannenden Projekt mitzuwirken.
Ich persönlich kriege auf jeden Fall schlagartig Zahnweh, wenn mir jemand verspricht, daß spannende Zeiten auf mich warten. Mir wären Projekte und Aufgaben, die unspektakulär und langweilig geradlinig ablaufen und erledigt werden können, ganz oft sehr viel lieber.
Und ich wette, damit bin ich nicht allein – auch wenn die wenigsten es zugeben würden.