Nun ist ja dieser Tage Wolfgang Schäuble gestorben. Für mich kam das irgendwie überraschend, obwohl ich ja wußte, daß er schon alt ist und auf sein Lebensende zugeht. Nur hatte ich mir da nie Gedanken drüber gemacht.
Und als ich die Neuigkeit hörte, dachte ich sofort wieder daran, daß ich seinen jüngeren Bruder ja vor ihm „kennengelernt“ hatte, denn der war relativ frisch zum Oberbürgermeister der Stadt gewählt worden, in der ich damals meine Berufsausbildung begann. Danach erst nahm ich die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den beiden wahr.
Das Attentat von 1990, das Wolfgang Schäuble zum Rollstuhlfahrer gemacht hat, hat mich weit mehr erschüttert als jetzt die Nachricht von seinem Tod – damals war er ja aber auch noch ein vergleichsweise junger Mann. Bewundert habe ich ihn damals für seine Energie, trotz dieses Schicksalsschlages in der „großen“ Politik weiterzumachen. Und nun ist er tot.
Aber manchmal scheint es mir, als könne nichts so traurig sein, als daß es den Nachrichtendiensten dieses Landes nicht doch gelänge, der Sache noch eine heitere Note beizumischen.
Liest und hört man doch überall, Wolfgang Schäuble hinterlasse Frau und vier Kinder. Nun, seine Frau (und die Mutter seiner Töchter und seines Sohnes) ist mittlerweile auch schon 80, da dürfte es wohl kaum überraschen, daß die gemeinsamen Kinder keine mehr sind.
Wenn ein Mann „Frau und vier Kinder hinterläßt“, dann heißt das üblicherweise, daß eine Ehefrau und vier noch zu versorgende Minderjährige jetzt um ihr Auskommen fürchten müssen – im besten Fall aber zumindest die in ihren Grundfesten erschütterte Gefühlswelt von Halbwaisen im Spiele ist.
Ich frage Sie: wie alt muß man werden, um nicht mehr als „Kind von“ und als (Halb-)Waise zu gelten, wenn die Eltern diese Welt verlassen haben?