Am Sonntag ging es unserem Hund plötzlich, von einer Minute auf die andere, sehr schlecht. Er wanderte ruhelos durch die Wohnung, fand nirgends ein gemütliches Plätzchen, schleckte sich unablässig das Maul und fing schlußendlich sehr stark zu speicheln an.
Da bekam ich es mit der Angst, und wir meldeten uns in der Tierklinik als möglicher Notfall an.
Es stellte sich dort dann heraus, daß gottlob keine Vergiftung vorlag, sondern offenbar „nur“ eine Mageninfektion, die er sich durch den Genuß von Fleisch zugezogen hatte, das er vom Bein eines schon länger verstorbenen Rehs abgeknabbert hatte. Insofern war mit ein paar Spritzen des größte Leid erstmal gebannt. Heute müssen wir nochmal hin, möglicherweise erhält noch einmal ein Antibiotikum.
Was ich aber eigentlich erzählen wollte, ist folgendes: in der Notsprechstunde war auch noch ein anderer Hundehalter vorstellig geworden, dessen Hund – so vermute ich – tatsächlich mit Verdacht auf eine Vergiftung behandelt wurde, denn er erhielt neben einem Mittel, das Erbrechen provozieren sollte, auch noch eines, das anschließend das Erbrechen wieder stoppen sollte. Vermutlich bekam er auch noch weitere Medikamente, denn eine Erkrankung, bei der man Erbrechen herbeiführen muß, kann nichts Harmloses sein. Am Ende belief sich die Rechnung auf ca. 250 Euro.
Und da legte das Herrchen aber los! Er wisse zwar, daß ein Wochenend-Notfall-Zuschlag berechnet werde, aber schließlich habe der Hund ja „nur eine Spritze bekommen“, und die solle über 200 Euro kosten? Er konnte sich gar nicht mehr beruhigen mit seiner Schimpferei. Die Erklärung der Arzthelferin, daß in den Kosten ja auch noch die Untersuchung und Befunderstellung enthalten sei und das Medikament halt nunmal leider zu den teuren gehöre, wollte er einfach nicht hören.
Die anderen Anwesenden schüttelten im Hintergrund nur den Kopf, und als der Herr murrend abgezogen war, fragten sich alle, wieso er denn mit seinem Hund als Notfall überhaupt hergekommen war, wenn er am Ende nicht sonderlich viel Bereitschaft zeigte, dafür auch die Kosten zu tragen. War ihm sein Hund das denn nicht wert?
Eine der wartenden Damen kannte den Herrn wohl vom Sehen und meinte nur trocken: „Jaja, Gebrauchtwagenhändler halt! Das schlägt der doch beim nächsten Autoverkauf einfach drauf, dann hat er’s wieder drin.“
Wir kraulten daraufhin unseren Schatz nur hinter den Ohren und flüsterten hinein, daß er uns – egal, was es kosten wird – die Rechnung auf jeden Fall wert ist.