Frau Schletterer singt nicht mehr

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Neue Brille
03.11.2021 14:14

Am vergangenen Samstag war ich beim Optiker, um mir eine neue Brille auszusuchen. Ich gehöre nämlich zu den Leuten, die sich alle 2 Jahre eine neue Brille gönnen, weil eine Brille schließlich ein Accessoire ist, das man tagtäglich im Gesicht trägt, und das auf diese Weise maßgeblich das Erscheinungsbild prägt. Und nach 2 Jahren möchte ich dann halt mal wieder anders aussehen.
Ich suchte also daher den Optiker meines Vertrauens auf. Diesmal bediente mich eine Dame, die ich als Angestellte des Geschäfts noch nicht kennengelernt hatte. Sie konnte daher nicht wissen, in welche Richtung meine Vorstellungen bei einem Brillengestell üblicherweise gehen.
Was sie also zunächst herbeibrachte, stand meinem Gesicht grundsätzlich zwar recht gut an, war mir alles in allem aber zu durchschnittlich, zu unauffällig, zu bieder. Auch fand ich manche Farbe ungeeignet für mich.
Irgendwann stand ich auf und suchte aus den Ausstellungsstücken selbst ein paar Exemplare heraus, die ich eines nach dem anderen aufsetzte. Und ein Gestell gefiel mir in meinem Gesicht auf Anhieb sehr gut. Es war eine Kreation aus dünnen, leichten, goldenen Bügeln kombiniert mit zart eingefärbten, transparenten Anteilen aus Kunststoff als Rahmen um die Gläser herum. Seltsamerweise hatte die Chefin des Optikergeschäftes aber sofort Vorbehalte, die sie allerdings zunächst nicht in Worte faßte.
Sie druckste nur so komisch herum, um es mal so zu formulieren. Da sie aber merkte, daß ich mit dieser Brille liebäugelte, ging sie los und holte mir vom selben Hersteller noch weitere Modelle.
Eines davon legte sie mir besonders ans Herz. Es war von der Machart dem anderen ähnlich, allerdings in Grau- und nicht in Erdtönen gehalten. Das ließ mich zögern, da ich grundsätzlich gerade die Erdtöne für mich am geeignetsten finde, denn ich bin ein brünetter Typ mit braunen Augen.
Das heißt: ich war ein brünetter Typ! Denn mittlerweile sind meine Haare graumeliert. So sehr, daß die Frau Optikerin sie als silber-meliert bezeichnete. Und da passe, bittschön, kein goldfarbenes Brillengestell dazu! Das graue mit den silbernen Bügeln sei viel besser für mich!
Erst da kam ich überhaupt auf die Idee, meine Haare nicht mehr als brünett wahrzunehmen, und – schwupps! – fiel auch mir der Farbunterschied zwischen dem Metall in meinen Haaren und dem an der Brille auf. Und ein klitzekleines Bißchen störte mich der dann auch.
Nur schwer konnte ich mich von meiner eigentlich schon gefallenen Entscheidung lösen und am Ende die graue Brille auswählen. Aber ich war dann doch auch überzeugt davon, daß sie mir stehen wird, und freu mich jetzt auf sie. Auch wenn mich die Farbe wahrscheinlich stets an mein fortschreitendes Alter gemahnen wird.

 

Volltreffer
Wann kommt das Paket?

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