Seit einiger Zeit ist es ja in Mode gekommen (ja, so möchte ich es nennen), an kalten und warmen Gerichten mit dem Zusammenspiel von Zutaten zu experimentieren, die man vor 40 Jahren noch nie und nimmer zusammengerührt hätte. (Was allerdings nicht viel heißen will, wenn man bedenkt, daß man in den Achtzigern auch kein blaues Oberteil zu einer grünen Hose tragen „durfte“. Oder rot und orange kombinieren.)
Eine Soße am Wild, die außer Wildfond, Röstaromen, Salz, Pfeffer und Nelken auch noch Schokolade enthält, wäre damals bestimmt undenkbar gewesen.
Auch Speiseeis in der Geschmacksrichtung Basilikum oder Thymian hätte sich niemals verkauft.
Eine Tafel Schokolade „Pfeffer – Orange“ oder „Chili – Pflaume“ anbieten zu wollen, wäre keiner Fabrik je in den Sinn gekommen. Das Äußerste an kulinarischer Verwegenheit waren Leber Berliner Art mit Apfelscheiben oder die Preiselbeeren in der halben Birne neben dem Rehrücken.
Ansonsten hatten aber Herzhaft und Süß jeweils unter sich zu bleiben.
Nun trug es sich zu, daß ich in einem abteilungsinternen Ringewerfen den 2. Platz belegte und deswegen mit einer Urkunde und einem kleinen Präsenttütchen beehrt wurde.
Das Tütchen enthielt nicht nur zauberhafte, sehr individuell für mich ausgesuchte Socken, sondern auch allerlei kleinen Naschkram. So auch einen Beutel mit Knabberbrezeln. Diese kleinen, harten Laugenbrezeln, die mal als Knabberkram so auf den Tisch stellt. Allerdings waren diese Brezeln schokoliert, d. h. mit einer Schicht Schokolade ummantelt.
„Mmhh“, dachte ich, als ich die erste in den Mund schob, „schmeckt interessant“. Doch, ich muß sagen, da ich sowohl Schokolade als auch Knabberlaugenbrezeln gern mag, kam ich gar nicht auf die Idee, diese Kombi nicht schmackhaft zu finden.
Nach einiger Zeit allerdings fiel mir auf, daß Schokolade an Laugenknabberbrezeln in etwa das Gleiche ist, wie wenn ich auf eine normale Laugenbrezel Nuß-Nougat-Creme streichen würde. Würde ich das mögen?, fragte ich mich. Verwarf den Gedanken aber schnell wieder, denn schließlich hatten die Macher sich dabei ja bestimmt was gedacht.
Am Ende der Brezeltüte aber war mir klar: das hatte furchtbar geschmeckt. Von Bissen zu Bissen klärte sich mein Verstand weiter auf, und ich bin mir nun sicher: nur weil jemand Laugenbrezeln in Schokolade tunkt, muß das noch lange nicht gut schmecken.
Ich käme ja auch nicht auf die Idee, ein gefülltes Hörnchen in eine Curry-Paste zu dippen. Und hoffentlich tut das auch nie jemand anderes.