Frau Schletterer singt nicht mehr

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Leseherbst
29.10.2023 09:12

In der Freitagsausgabe unserer Tageszeitung gab es jetzt eine Seite namens „Leseherbst“, die dem Leser beachtenswerte Neuerscheinungen empfehlen bzw. nahelegen möchte.
Och, dachte ich, da schau ich doch mal, ob ich was Interessantes finde.
Nun, ich weiß ja nicht, womit andere Lesebegeisterte sich in der Regel gerne zerstreuen oder ernsthaft beschäftigen. Aber wenn man all die auf dieser Seite empfohlenen Bücher liest, dann fühlt man sich ganz bestimmt wie in einem Leseherbst, denn danach möchte man sicher nie wieder ein Buch in die Hand nehmen. Das war’s dann mit dem Lesen für den Rest des Lebens!
Die Einzelartikel waren nämlich folgendermaßen überschrieben:
Annäherung an eine Mutter ohne Worte
Von den Qualen eines Internatsschülers 
Welt voller Schmerz und Ungerechtigkeit
Gefangen in einer toxischen Beziehung
Und ab dieser Stelle habe ich die Seite „Leseherbst“ nicht weiter verfolgt. Da kamen ja schon beim Lesen der Überschriften depressive Verstimmungen bei mir auf, und ich habe mich gefragt: gibt es in den letzten Jahre so viele Problembücher, weil Nachfrage danach besteht? Oder weil die Gesellschaft sich dieser Probleme bewußter geworden ist und sie angesprochen wissen will? Oder haben die Leser im allgemeinen nicht mehr das Bedürfnis nach Zerstreuung und ein paar angenehme Stunden, in denen sie in eine fiktive Geschichte versinken, die sie träumen läßt?
Sicher ist es wichtig und gut, bestimmte Wahrheiten auch mal auszusprechen und sie auch mal zum Thema eines Buches zu machen. Wenn aber jetzt alle neu erschienenen Bücher nur noch die Qualen des täglichen Lebens beschreiben, wer kauft diese Bücher denn dann alle?
Also ich ganz bestimmt nicht!

 

Zum ersten Mal im Leben

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