Die Boulevard-Presse berichtet bisweilen ja wirklich über die kuriosesten Dinge. Da frage ich mich schon des öfteren, was sie dazu bewegt.
Den Kopf schütteln sollte man aber wohl eher nicht über die Berichterstattung, sondern darüber, daß die Ereignisse, über die da geschrieben wird, tatsächlich passieren. Betrachtet man die näher, wird ja sofort klar, was die Leute bewegt – und daß die Menschheit offenbar noch zu wenig echte Probleme hat.
Lese ich doch gerade eben, daß der 7jährige Sohn von Carl Philip und Sofia von Schweden sein Haar lang und zum Pferdeschwanz gebunden trägt. Für einen Siebenjährigen mag das in den Augen mancher ungewöhnlich sein. Daß aber tatsächlich eine nicht unerhebliche Anzahl Menschen, die weder den Buben noch die zugehörige Familie kennen, sich bemüßigt fühlt, die Frisur und/oder ihre Angemessenheit zu kommentieren (oder die Frage, ob die Eltern sich einen professionellen Haarschnitt nicht leisten können, haha), löst in mir ein Gefühl aus, das ich nur so beschreiben kann: die Menschheit ist dem Untergang geweiht.
Warum nur denken so viele, daß sie zu den Lebensumständen ihnen wildfremder Menschen ihre Meinung oder Kritik äußern müssen? Warum nur meinen so viele, daß ihre (kritische) Meinung diese wildfremden Menschen überhaupt interessiert? Ist es nicht auf Dauer ungeheuer anstrengend, sich den Kopf auch noch über die unwichtigsten Unwichtigkeiten im Leben anderer zu zerbrechen? Haben Leute, die das tun, vielleicht nicht genug zu tun? Oder nehmen sie sich – Überraschung! – vielleicht einfach selbst viel zu wichtig? Dieser Gedanke liegt ja nicht erst seit heute nah, und ich bin auch nicht die Erste, die zu diesem Schluß kommt. Ich erwähne es nur gern noch einmal, falls jemand vielleicht das erste Mal in seinem Leben darüber nachdenken sollte. Denn auch ich bin ja immer gern bereit, meine Mitmenschen an meiner Weisheit teilhaben zu lassen.