Heute ist mal wieder so ein Tag, da möchte ich den Kopf auf die Tischplatte knallen lassen.
Lese ich doch gerade auf stern.de eine Überschrift, die mit den Worten beginnt: „Warum Bordeaux keine Rebsorte ist…“
Wenn ich so einen Mist aufschnappe, lese ich selbstredend sofort in den Artikel rein. Aber wie erwartet: warum Bordeaux keine Rebsorte ist, wird darin natürlich nicht beantwortet, weil es dafür selbstverständlich keinen Grund gibt. Denn genau so gut könnte man fragen, warum Karlsruhe kein Wirbeltier ist.
Der Artikel hat den Zweck, das habe ich natürlich sofort erkannt, den Weinunkundigen unter der Leserschaft ein bißchen was über Wein näher zu bringen. Zum Beispiel eben, daß ein Bordeaux-Wein kein Wein aus Bordeaux-Trauben ist, sondern einer, der in der Gegend um Bordeaux wächst. Es mag sein, daß sehr viele Menschen das nicht wissen. Ob aber gerade die es sind, die diesbezüglich was dazulernen wollen, bezweifle ich doch sehr.
Mir scheint, die Autorin des Artikels setzt ihre Erwartungen in das Allgemeinwissen der Deutschen, was den Rebensaft angeht, sehr niedrig an – so niedrig offenbar wie ihr eigenes. Denn Deutschland ist bekanntermaßen ein Weinland. Da sollte man keine Artikel schreiben, die den Eindruck erwecken, als habe die Autorin selbst erst bei ihren Recherchen über den Wein aus Bordeaux gelernt, daß die Farbe Bordeaux-Rot nicht abgeleitet ist aus der Farbe einer Traube desselben Namens. Und – ich werde nicht müde, das zu betonen – die Frage nach dem Warum-nicht ist so sinnvoll wie die, wieso noch niemand eine Frau-Schletterer-Rose gezüchtet hat.
Es ist keine Schande, in Sachen Wein keine Expertin zu sein. Denn es muß ja auch nicht jede/r Detailwissen über die Funktionsweise einer Drei-Gang-Nabenschaltung haben. Dann schreibe ich aber auch keine Artikel darüber, in denen ich die Welt davon zu überzeugen versuche, mich in dem Thema auszukennen.
Da fällt mir ein: welche Farbe hat eigentlich die Mosel-Rebe?