Zweifellos gingen meine Kollegen und Kolleginnen davon aus, in mir keine wirkliche Konkurrenz fürchten zu müssen, als sie mich heute baten, am teaminternen Ringewerfen teilzunehmen.
In einem unserer Büros steht nämlich ein aufblasbarer Kaktus mit Stamm und zwei Armen, und über diese drei Kaktusspitzen soll man versuchen, ebenfalls aufblasbare Ringe zu werfen. Die Reiseversion des Gänselieselspiels also.
Meine Konkurrenten (und –innen) haben diesen Wettstreit schon während meines Urlaubs begonnen, wöchentlich eine Runde gespielt, und erst heute fiel ihnen auf, daß ich ja noch überhaupt keine Wurfrunde absolviert habe.
Also kamen sie heute, wie erwähnt, auf mich zu – und hatten sicher keine Ahnung, wie sehr ich in diesem Spiel brillieren würde.
Ich hatte ihnen nicht gesagt, wie gut ich als Kind im Gäsenlieselspiel immer gewesen war, und weil ich die Älteste in unserem Team bin, wollte ich sie in „Ach naja, die Alte macht halt auch mit“-Arglosigkeit belassen, um sie dann unvorbereitet mit meinem Genius zu konfrontieren.
Was soll ich sagen? Meine Taktik ging auf. Ich habe die neun ausstehenden Wurfrunden absolviert, und nicht eine einzige Nullrunde habe ich zu verzeichnen. Und ich bin mit einem klaren Punkt in Führung gegangen vor dem bis dahin auf Position 1 stehenden Kollegen, der mir vorab stolz sein Resultat unter die Nase gehalten hatte. Meine ebenfalls anwesende Kollegin hatte noch lachend gesagt „Diese Zahl gilt es zu schlagen – HAHAHA“, in einem Ton, der sofort klar machte, für wie lächerlich sie allein die Vorstellung hielt.
Ich werde jetzt den Rest des Tages damit verbringen, mir immer mal wieder selbst auf die Schulter zu klopfen und zuzuraunen, wie guuuuut ich bin!
Der Ehrlichkeit halber möchte ich aber nicht versäumen zu erwähnen, daß meine Kolleg:innen meine Leistung trotz der gelungenen Überraschung durchaus gern und herzlich würdigten und mir applaudierten. :-)