Außer Frau H. (siehe meine beiden vorherigen Einträge) sind mir natürlich auch noch andere Lehrkräfte im Gedächtnis geblieben.
Frau F. gehört auch dazu, allerdings mit weitaus angenehmeren Erinnerungen, obwohl auch sie dafür sorgen konnte, daß mich die Wut packt.
Sie war meine Handarbeitslehrerin, und wir hatten – so habe ich es in Erinnerung – immer die 5. und 6. Stunde dienstags bei ihr Unterricht. Das ärgerte mich insofern sehr, als die Jungs unserer Klasse in diesen Stunden frei hatten, weil es so etwas wie das Fach „Werken“ damals an unserer Schule nicht gab, und Buben seinerzeit nicht zugemutet wurde, mit Stricknadeln zu hantieren.
Nun, dafür konnte Frau F. natürlich nichts. Aber ihre pädagogischen Maßnahmen, die sie manches Mal ergriff, waren in meinen Augen auch recht fragwürdig.
So durften wir uns z. B. während des Handarbeitens nicht nebenher unterhalten. Es war ja schließlich Unterricht, da hatte Ruhe zu herrschen. Jetzt frage ich Sie: wer, der selbst eine strickende Großmutter zu Hause hatte, könnte denn wohl nicht bestätigen, daß strickende (bzw. häkelnde) Frauen damals schwatzend beieinander saßen, die Nadeln klappernd in Bewegung haltend, um nach einer Stunde wieder einen halben Strumpf weitergekommen zu sein?! Das ging doch wunderbar gleichzeitig – schwatzen und stricken! Wieso durften wir das nicht? War die Gefahr einfach zu groß, daß wir in diesen beiden Unterrichtsstunden tatsächlich ein bißchen Spaß hatten?
Meine Freundinnen und ich hielten uns auf jeden Fall nur selten an das Verbot, was zur Folge hatte, daß Frau F. uns zur Strafe seitenlange Artikel abschreiben ließ, während die anderen weiter an ihren Handschuhen arbeiteten. Auf diese Weise lernte ich, daß der Erfinder der Nähmaschine Balthasar Krems geheißen hatte. Den Text über ihn („Balthasar Krems – der Erfinder der Nähmaschine“) schrieb ich nämlich in diesen ersten drei Jahren am Gymnasium mehrfach ab. Den Namen werde ich also wohl nie wieder vergessen.
Die verlorene Zeit des Arbeitens am Werkstück mußte dann natürlich irgendwie nachgeholt werden. Das durften wir aber nie zu Hause erledigen – das Strickzeug verblieb stets in der Schule. Und deshalb mußte ich dann recht oft zum Nachsitzen im Unterricht anderer Klassen erscheinen, um dort dann meinen Rückstand wegzuarbeiten. Das war ziemlich ärgerlich, denn das war ziemlich häufig nachmittags!
Grundsätzlich war Frau F. aber eine recht liebe Frau, die stets ein freundliches Wort für uns hatte und viel lächelte. Daher mochte ich sie eigentlich ganz gern. Nur die Cocktailschürze, die wir in der Siebten nähen mußten, nehme ich ihr noch heute übel, denn sowas trugen Mädchen schon damals nicht mehr.