Gestern erwähnte ich ja schon, daß ich mich gern auf den Webseiten anderer bewege, um mich für meine eigenen Seiten inspirieren zu lassen. Dafür nutze ich die Liste der Webauftritte, die bei Beepworld jüngst aktualisiert wurden.
Ich habe auch erwähnt, daß ich diese Seiten dann „aus guten wie aus schlechten Gründen“ aufrufe. Was ich damit sagen will: manchmal ist mir aus der Kurzbeschreibung, die man dieser Liste ebenfalls entnehmen kann, bereits im Vorfeld klar, daß die Seite, die ich jetzt anklicke, vom Inhalt her eigentlich nichts für mich ist.
Daß eine Seite nichts für mich ist, kann an mehreren Dinge liegen. Zum einen beschäftigen sich andere Leute ja durchaus auch mit Themen, denen ich nichts abgewinnen kann. Das ist dann weder deren noch mein Fehler.
Zum anderen gibt es da die Seiten, in denen ich mich, obwohl sie „eigentlich nichts für mich sind“, gern so richtig virtuell wälze. Das sind die, auf denen Menschen für ihre ratgebenden Dienstleistungen (ha!), für ihre Kunst (haha!) oder ihre Literatur (hahaha!) werben.
Es ist wirklich erstaunlich, wie die Leute zu der Einstellung gelangen können, sie seien ohne eine fundierte Ausbildung Experte für irgendwas. (Wobei, was eine fundierte Ausbildung ist, sehen Menschen durchaus auch unterschiedlich…) Da wird Beratung in allen Lebensdingen angeboten von Leuten, die in ihrer Vita von sich selbst z. B. erzählen, einen schwierigen Start ins Leben gehabt zu haben, in der Schule gescheitert zu sein, dann die Erleuchtung durch Guru Wasweißichwer erlangt zu haben und deswegen nun befähigt zu sein, von ihrem allumfassenden Lebenswissen anderen etwas abzugeben. Da wird einem doch warm ums Herz, man möchte sich umgehend in deren Arme legen und sein ganzes Geld vorab an sie überweisen, um der eigenen Rettung aus seelischer und materieller Not gewiß sein zu können.
Erwähnenswert ist auch, wieviele Künstler unter uns weilen! Gut, daß man, um sich Künstler nennen zu dürfen, kein Zeugnis vorlegen muß, das einem den Abschluß in der Ausbildung zum Beruf des Künstlers bescheinigt. Da schwingt einer den Wachsmalstift, skizziert grob sein Katerchen und präsentiert diese Skizze als sein „bekanntestes Kunstwerk“. Welchem Personenkreis seine „Werke“ überhaupt bekannt sind, bleibt jedoch unerwähnt.
Am schlimmsten sind aber diese selbsternannten Literaten! Da betreiben Leute sog. Literaturseiten, und wenn man drauf schaut, dann ist da nichts zu finden außer den eigenen Geschichtchen, Gedichtchen und Weisheitssprüchen, die vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern nur so strotzen, und bei denen man sich fragt, ob die Personen in ihrem Leben je ein Komma richtig gesetzt haben. Von Patzern in der Erzähl“kunst“, Verwendung der falschen Tempi und logischen Fehlern in der Handlung ganz zu schweigen. Es hat ja keiner drübergelesen, was will man also erwarten?! (Verstehen Sie mich bitte nicht falsch - ich finde es durchaus in Ordnung, daß diese Leute ihre Texte im Internet veröffentlichen, da es ihnen damit ja genau so geht wie mir mit meiner Seite: es macht ihnen Spaß, und sie verwirklichen sich ein Stück weit damit selbst. Aber bitte, bitte, Leute: nennt es nicht Literatur(!), was Ihr da zeigt!)
Gottlob gibt es aber auch immer wieder diese Webauftritte, wie ich gestern einen erwähnte. Das gibt einem den Glauben daran wieder zurück, daß gebildete Menschen unter uns weilen, die sich im Netz darzustellen wissen, weil sie etwas anzubieten haben, das wirklich Hand und Fuß und fundierte, nachgewiesene Kenntnisse als Grundlage hat.