Gestern abend dachte ich auf einmal – ich weiß nicht, aus welchem Grund – an mein Schlummerle, also an die Babypuppe, die ich als Kind besaß.
Weil ich nicht sicher war, ob „Schlummerle“ der offizielle Begriff für diese Art Puppen ist, fragte ich meine Frau, ob sie denn auch ein Schlummerle besessen habe. Aber die wußte gar nicht, was das ist. Erklärte mir aber sofort, daß das wohl daran liegt, daß sie nie gern mit Puppen gespielt hat.
Also googelte ich. Und siehe da: „Schlummerle“ ist eine allgemein bekannte Bezeichnung.
Heutzutage sehen Schlummerle natürlich ganz anders aus als zu meinen Kindertagen. Aber Google wäre nicht Google, wenn es nicht auch Bilder von 70er-Jahre-Schlummerlen verfügbar hätte. Und so stieß ich auf ein Foto genau des Puppenmodells, das einst auch in meinen Armen ruhte.
Tatsächlich fand ich Puppen damals wenig einladend, ich nahm keine wirklich gern in den Arm. Denn sie waren alle so hart, besonders die Köpfe, in denen die Augendeckel laut klapperten, wenn man die Puppe bewegte. Und die Haare! Ach, mein Schlummerle hatte dieselbe Frisur wie Frau A. aus dem Chor, in dem ich vor Jahren mal sang. Einen „flotten“, fülligen Älteredamenhaarschnitt, auftoupiert und schön gefestigt, damit auch ja nach dem Spiel jedes Härchen noch so saß, wie es sollte. Kein einziges Baby dieser Welt hat jemals so einen Haarschopf besessen!
Mittlerweile machen die Spielzeugfabrikanten das ja besser. Da sehen Babypuppen wirklich wie Babys aus, und sie tragen auch fast keine Haare.
Ich erinnere mich, daß ich zusätzlich zu dem blonden Schlummerle, das ich schon besaß, ein kleineres, braunhaariges Schlummerle von meinen Eltern geschenkt bekam, als ich mit damals 5 Jahren wegen einer Mandeloperation im Krankenhaus lag. Dieses Schlummerle mochte ich nie, auch nach dem Krankenhausaufenthalt nicht, da es mich immer an diese schlimme Woche erinnerte, in der ich mit dem Weinen eigentlich nie aufgehört hatte, so groß war mein Heimweh. Es gibt ein Foto von mir, auf dem ich in unserer Wohnung auf dem Flur stehe und eben jene Puppe im Arm halte. Und man sieht es mir an, daß ich gar nicht fröhlich war! Und das, obwohl ich gerade aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen war. Irgendwie meine ich mich zu erinnern, daß ich die Puppe am liebsten weit weg geworfen hätte und mit ihr all die Erinnerungen an die Tage im Krankenhaus.
Schon seltsam, an was man sich plötzlich so lebhaft erinnert…