Gerade las ich in einem Roman, wie ein Lehrer die Sprache einer seiner Schülerinnen im Zeugnis als „elegant“ beschreibt.
Das ließ mich natürlich sofort an meine Schulzeit zurückdenken und daran, daß ich bei einem meiner Lehrer immer eine schlechte Deutschnote hatte.
Ich bleibe ja dabei, daß ihm einfach nur mein Schreibstil nicht gefiel, denn ich bin davon überzeugt, daß meine Aufsätze inhaltlich unmöglich so konstant so schlecht gewesen sein können, wie er sie stets bewertet hat.
Ich würde unheimlich gern mal wieder einen meiner Texte von damals lesen, um mir ein Bild davon zu machen, wie ich ihn heute fände.
Ich erinnere mich, daß ich schon immer eine zarte Zuneigung zu Schachtelsätzen gehegt habe; ja, ich liebe und schreibe sie ja heute noch. Aber ich kann mich nicht zwingend an die Gedanken erinnern, die mich damals beim Schreiben leiteten; ich weiß ja schon gar nicht mehr, wie die Themen lauteten, über die wir schreiben mußten.
Bedenkt man den Umstand, daß ich nach dem Abitur in der Berufsschule von meiner Deutschlehrerin, die auch an einem Gymnasium unterrichtete, eine gesunde Eins in Deutsch erhielt, bestärkt mich der natürlich in meiner Gewißheit, daß ich besser war, als mein Gymnasiallehrer mir zugestand. Zumal der uns in der Dreizehnten nach wie vor Erörterungen auf dem Themenniveau der Mittelstufe schreiben ließ.
Natürlich ist mir bewußt, daß meine Art zu schreiben sich weiterentwickelt hat. Oder sagen wir neutraler: verändert. Ich bin älter geworden, ich habe mittlerweile sehr viel mehr Texte gelesen, bin beeinflußt von den Schreibstilen, die mir begegnet sind und mir gefallen haben.
Aber leider habe ich eben nicht die Gelegenheit, alte Schulaufsätze von mir mit den Augen meines erwachsenen Ichs zu lesen, so daß all das eine Einschätzung aus der Erinnerung bleiben muß.
Aber egal wie: „elegant“ würde meinen Schreibstil wohl niemand nennen.