Am vergangenen Wochenende hatte ich zum ersten Mal das, was die Leute meinen, wenn sie von Corona-Depressionen reden.
Mein Stimmungsloch besserte sich zwar im Lauf des Tages gottlob wieder, aber meine Frau führte mir bei dieser Gelegenheit mal vor Augen, wie mein Leben gerade verläuft: den ganzen Tag am Rechner sitzen und abends noch nicht mal mit dem Hund raus (weil sie das mittlerweile übernimmt, seit sie im Ruhestand ist).
Deswegen verordnete sie mir einen Aufenthalt im Wald. Eigentlich sollte das am Wochenende selbstverständlich sein, daß ich beim nachmittäglichen Gassi-Gang mitkomme, aber die letzten Wochenenden ging es mir so schlecht, daß ich auch da nicht mitgekonnt hatte.
An diesem Wochenende war das aber gottlob kein Thema, so daß ich wirklich bei herrlich herbstfeuchtem Wetter mit meinen beiden Lieben durch den Wald gestapft bin. (Herrlich herbstfeuchtes Wetter = kein akuter Niederschlag, aber feuchter Boden, bedeckter Himmel und kühle Luft. Ein Wetter eben, bei dem man nicht naß wird, aber auch kaum jemandem im Wald begegnet, weil die meisten Leute ohne Hund da nicht vor die Tür gehen)
Dieser Spaziergang durch die Natur half mir dann auch aus meinem Stimmungstief wieder heraus, aber nachgeklungen hat es noch bis in die späten Abendstunden.
Und so kommt es, daß ich, obwohl ich von mir immer sage, mit den Corona-Einschränkungen recht gut zurechtzukommen (weil es mir materiell deswegen halt glücklicherweise an nichts fehlt), jetzt eine klitzekleine Vorstellung habe von der Not derjenigen Menschen, die diese Zeit in Einsamkeit und ohne Abwechslung verbringen und am Ende wirklich in eine Depression rutschen.
So beweist COVID-19 einmal mehr, daß es wirklich nicht nur eine Lungenkrankheit ist.