Frau Schletterer singt nicht mehr

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Die Sache mit der Gehirnrinde
20.09.2024 09:11

Gerade lese ich im Internet einen Artikel, der sich mit den Auswirkungen der Corona-Lockdowns auf die Gehirne Heranwachsender beschäftigt.
Ich denke, auf das seelische Wohlbefinden haben sich die Lockdowns für alle Menschen ausgewirkt. Daß man besonderes Augenmerk allerdings auf die noch nicht zu Ende entwickelten Gehirne von Kindern und Jugendlichen legt, ist für mich zunächst durchaus nachvollziehbar, weil die ja noch viel veränderlicher sind als die Gehirne von Erwachsenen.
So seien in großer Anzahl (also in größerer Anzahl als sonst) mentale Erkrankungen entstanden wie Depressionen, Angstzustände, Reizbarkeit usw. Ist für mich alles glaubhaft und sicher für die Menschen im Umfeld Betroffener auch wahrnehmbar.
Die Behauptung, Forscher in den USA hätten gezielt die Gehirnstrukturen von Kindern vor und nach dem ersten Lockdown miteinander verglichen, kann ich allerdings nicht glauben.
Oder denken Sie allen Ernstes, daß da jemand gesagt haben soll „Oh, bei diesem Gehirn hier ist die Gehirnrinde schneller zurückgegangen als normal – da schauen wir doch auch mal bei anderen Kindern drauf. Vielleicht ist das ja ein Massenphänomen des Lockdowns“?! Niemand hatte doch Erfahrungen mit solch einer Situation. Ich wette, so schnell ist niemand auf die Idee gekommen, daß das alles gesundheitliche Auswirkungen auf Gehirne haben könnte.
Ich kann mir höchstens vorstellen, daß (zufällig nach den Lockdowns) Vergleiche gezogen wurden zwischen einem durchschnittlich gesunden Gehirn irgendeines Kindes mit dem irgendeines anderen Kindes, das (nach den Lockdowns) Veränderungen gezeigt hat. Und dann stellt sich mir die Frage, ob die festgestellten Unterschiede nicht auch ohne Lockdown zu sehen gewesen wären. So wird in dem Artikel ja durchaus erwähnt, daß Kritiker dieser vermeintlichen Forschungserkenntnis zu bedenken geben, die Tatsache, daß Mädchen da stärker betroffen seien als Jungs, hänge vermutlich viel eher mit der früher einsetzenden Pubertät von Mädchen zusammen.
Mich beschleicht ohnehin das Gefühl, daß für solche Artikel immer gern die „Forscher aus den USA“ herangezogen werden, die meist namenlos bleiben oder – wie im aktuellen Fall – bereits 78 Jahre alt sind, vermutlich also nicht mehr sehr viel selbst erforschen. Und wenn dann am Ende des Berichts das Fazit gezogen wird, europäische Forscher kämen da aber zu ganz anderen Rückschlüssen, frage ich mich, wieso man den Artikel überhaupt geschrieben hat.
Vermutlich nur, um Seiten wie web.de einen seriös-wissenschaftlich orientierten Anstrich zu geben.

 

Der Maulwurf
Homeoffice - quo vadis?

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