Frau Schletterer singt nicht mehr

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Ju
Die Dummheit stirbt nicht aus
11.07.2024 14:24

Heute schreibe ich über ein Thema, bei dem ich weiß, daß ich nicht die erste bin und auch nicht die letzte sein werde, die sich darüber ausläßt.
Und zwar geht es mir heute darum, mich über diese vielen Videos in Facebook aufzuregen, bei denen jeder noch so doofe Depp erkennen muß (oder müßte?), daß die dargestellten Begebenheiten entweder inszeniert sind oder in einen nicht zutreffenden Kontext gestellt werden. Letzteres vor allem in Verbindung mit angeblich frisch adoptierten Welpen, die sich vertrauensvoll in die Arme eines kleinen Jungen kuscheln.
Ich beginne jetzt aber erst mal mit meinen Lieblings-Haß-Filmchen: USA - im Vordergrund steht eine Person in Uniform (oft gar nicht echt; oder die Uniform ist zwar echt, aber der/die Träger/-in gehört da nicht hinein), angeblich nach viiiielen, langen Jahren aus irgendeiner miesen Kriegsregion wieder nach Hause zurückgekehrt, und die Stimme im Off, die natürlich der kameraführenden Person gehört, befragt den/die Uniformträger/-in, ob und wie sehr er/sie wohl den über alles geliebten Hund, der mit Kriegsbeginn in fremde Hände hatte gegeben werden müssen, vermißt hat. Es fließen natürlich Tränen, während weniger als 5 Meter hinter der Uniform schon eine Frau steht, die einen Hund an der Leine hält, und dem Zuschauer ist natürlich sofort klar, daß dies der so sehnlich vermißte, in unbekannte Welten hergegebene Vierbeiner ist, mit dem nun die Wiedervereinigung unmittelbar bevorsteht.
Seltsamerweise, und darüber beginnt der Zuschauer nicht erst nach wenigen Minuten den Kopf zu schütteln, hört der/die Uniformträger/-in das überlaute Hecheln und Schnaufen des direkt hinter ihm/ihr stehenden massigen Retrievers nicht, und der Hund zeigt auch keinerlei Zeichen des Wiedererkennens. Die Person, die da vor ihm steht, ist ihm ganz offensichtlich völlig fremd und demzufolge total egal. Aber TROTZDEM wird die Szene durchgezogen, irgendwann dreht sich der/die Kriegsheimkehrer/-in „zufällig“ um, reißt „überrascht“ die Arme in die Höhe und versucht, das Tier an sich zu drücken, wo es doch so lange in der Fremde geweilt hat. Wer selbst einen Hund besitzt, sieht sich bei dieser versuchten, aber mißglückten Umarmung nochmals bestätigt: der Hund kennt diese Person gar nicht. Nie gesehen. Was macht er also? Er versucht, sich aus der Umklammerung herauszuwinden, was dann im Off mit dem Tenor kommentiert wird, daß der Hund ja offenkundig außer sich vor Freude sei. Nee, ist er nicht. Er ist genervt, weil er für solche Spielchen benutzt wird.
Weitere Beispiele? Die sogenannten Geburtstags- oder Adoptionsüberraschungen. Auch da sitzt irgendwo ein völlig ahnungsloser Mensch (haha!), hinter dessen Rücken mit viel Gedöns irgendeine große Schachtel aufgebaut wird, was der ahnungslose Mensch aber nicht bemerkt, da er tief in ein Spiel oder eine Lektüre versunken ist. Sobald der Mensch dann aufgefordert wird, das, was in der Schachtel ist, auszupacken, sollte man besser abschalten, denn dann geht es los: aus der großen Schachtel wird eine kleinere gepackt, die wiederum eine noch kleinere Schachtel enthält, in der sich eine noch kleinere verbirgt, usw. Das mühsame Auswickeln der einzelnen Schachteln ist derart nervtötend, daß es einen am Ende des Videos dann auch gar nicht mehr interessiert, was auf dem Papier steht, das schlußendlich aus der Streichholzschachtel gezogen wird, die als letzte übrig bleibt. In der Regel sind es die Papiere, die einem Kind die gute Nachricht von seiner Adoption überbringen, von deren Vorbereitung es natüüürlich nie etwas mitbekommen hat. Oder es ist nur ein Zettel, auf dem dem Überraschten in salbungsvollen Worten versichert wird, wie sehr er geliebt wird.
Ja, meine Güte! Wenn die Liebe so groß ist, wieso macht man dem geliebten Menschen nicht eine wirkliche Freude und läßt ihn mit solchem Mist in Ruhe?!
Das wirklich Schlimme an diesen Filmen ist aber, daß wirklich jeden Tag ein paar tausend Dumme aufstehen, um sie mit „Bless you, sweetie!“ zu kommentieren. Meist werden in diesem Kommentaren noch Jesus und Gott Vater strapaziert, die bei so viel Zuneigung und Wohltat ja wohl ihre Hand im Spiel gehabt haben müssen. Aber da irren die Konsumenten solcher Blödheiten – Gott hat Wichtigeres zu zu tun, als solchen Mist zu verzapfen.

 

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