Heute lese ich, daß Nicholas Cheong Jin-suk gestorben ist.
Ich kenne den Herrn natürlich nicht, der Name sagte mir gar nichts; ich habe dem Artikel aber entnommen, daß er Kardinal in Südkorea war.
Ich natürlich, in meinem glänzenden Unwissen, dachte sofort: Naja, das wird so ziemlich der einzige Christ dort gewesen sein, also ist es nicht verwunderlich, daß er es in höchste Ränge geschafft hat.
Aber damit lag ich völlig falsch, wie eine kurze Recherche ergab.
Wußten Sie, daß ein Drittel der Bevölkerung Südkoreas Christen sind? Das sind ja fast mehr als in Deutschland (haha), und wir tun uns immer so hervor als das „christliche Abendland“!
Ich stelle immer wieder fest, mit wieviel vermeintlichem Wissen (oder als Fakten unterstellten Vermutungen) ich durchs Leben gehe, das sich schnell in Nichts auflöst, wenn ich anfange zu recherchieren.
Gut, es mag sein, daß etliche der Dinge, die ich nicht weiß, meine Lebensqualität nicht weiter beeinträchtigen. Denn ich werde z. B. ja nicht dafür bezahlt, zu wissen, wieviele Christen es in Südkorea gibt. Und für mein rein körperliches Überleben ist dieser Fakt auch eher unwichtig.
Aber es erschüttert mich doch oft, wenn ich feststelle, wieviele Lücken mein Allgemeinwissen insgesamt hat.
Bei „Wer wird Millionär?“ komme ich virtuell oft bis zu 16.000-Euro-Frage. Wieviele Joker ich bis dahin aber bemühen müßte, wenn ich wirklich auf diesem Stuhl da säße, weiß der Himmel. Denn gerade in den vermeintlich einfachen Fragestufen wird oft in Themengebieten geweidet, die mir völlig am Gesäß vorbeigehen. Mir sind die Namen der Leadsänger von Popgruppen total schnuppe; wie der Regisseur von irgendeinem erfolgreichen Film heißt, weiß ich grundsätzlich nicht; und welche Fußballmannschaft 1996 Deutscher Meister wurde, ist völlig an mir vorbeigerauscht.
Ich muß also unbedingt dafür Sorge tragen, daß dereinst, wenn ich dort tatsächlich mal Kandidatin bin, nach dem Anteil Christen an der südkoreanischen Bevölkerung gefragt wird. Hoffentlich weiß ich das dann noch…