Gerade laufen in China ja die olympischen Winterspiele.
Die stehen ja aus vielen Gründen in der Kritik, vor allem wegen der verheerenden Menschenrechtslage in diesem Land.
Aber neulich verschlug es mir wirklich fast den Atem, als ich Fotos der Sportanlagen sah, auf denen die Spiele ausgetragen werden. Wo man es aus früheren Jahren und Jahrzehnten gewohnt war, daß die Landschaft, die die Sportstätten umgibt, von verschneiten Bergen und Hochebenen geprägt ist, also ein gewisses Idyll ausstrahlt und Vorfreude auf den abendlichen Jagertee macht, sah ich doch tatsächlich ein verstörendes Bild von der Sprunganlage für die Freestyle-Skispringer (oder sind es auch die Snowboarder?). Die steht allen Ernstes in einem Industriegebiet direkt neben den Kühltürmen eines Kraftwerkes.
Wenn ich mir dieses Bild betrachte, vergeht mir sofort die ohnehin nicht vorhandene Lust, die Wettkämpfe in diesen Sportarten am Bildschirm zu verfolgen. Und wenn ich eine Sportlerin wäre, die dort ihre Leistungen abrufen müßte, überkämen mich stattdessen depressive Verstimmungen, die es mir unmöglich machen würden, auch nur das geringste bißchen Freude an meinem Tun zu empfinden. Von „Leistung zeigen“ ganz zu schweigen.
Wieso werden Winterspiele nicht mehr dort veranstaltet, wo die natürlichen Gegebenheiten dafür vorliegen, Wintersport also überhaupt nahelegen? Was ist es? Geld? Macht? Korruption?
Was in China veranstaltet wurde, um in Gegenden, wo sie nicht hingehören, Wintersportanlagen aus dem Boden zu stampfen (und – da wette ich – sie nach Ende der Spiele wieder verfallen zu lassen), ist eine Ausbeutung von Mensch und Erde, die an Niedertracht wohl kaum zu überbieten ist. Außer vielleicht von der Fußball-WM in Katar.